In der Familie

Artikel .1065 vom 20.04.2020


„Das liegt bei uns in der Familie“ ist ein Glaubenssatz der Bevölkerung. Dahinter steckt der Glaube an die Gene. An die Vererbung. Eben auch von Krankheiten. Genau aus diesem Grund erhebt jeder Arzt die sogenannte Familienanamnese.

Tagtäglich zählen Sie mir sehr genau die Krebserkrankungen Ihrer Vorfahren auf. Ich nenne das self-fulfilling prophecy. Berichten mir über gehäuften Diabetes, Alzheimer und Demenz in der Verwandtschaft. Verstehe ich. Den Gedankengang habe ich sogar studieren dürfen. Nur wissen wir heute:

Falsch. Ganz falsch!

Neu nachdenken. Gene sind eben nicht unser Schicksal. Eine unerhörte Erkenntnis der letzten Jahre. Hat mein Verständnis von Krankheit und Gesundheit, von Glück und Unglück revolutioniert. Beispiel gefällig?

Studie, veröffentlicht in Ann Intern Med 2011; 155: 292. Da geht es um Prävention. Wie man drei von vier Diabetesfällen (75 %!!) verhindern kann. Sie erinnern sich? Diabetes, eine sich explosionsartig vermehrende Seuche auch in Deutschland. Heißt Bein ab (Churchill im Rollstuhl), heißt Erblindung (meine Mama), heißt Dialyse. Die neue Studie ist ungewöhnlich. Hat nichts, gar nichts mit Medikamenten, mit der Pharmaindustrie, mit der „normalen“ Medizin zu tun. Sondern beweist

„gesunder Lebensstil reduzierte das Risiko unabhängig davon, ob ein Familienmitglied Diabetiker war“

Unabhängig. Entgegen der Volksmeinung, in Widerspruch zu ärztlicher Familienanamnese hat der Diabetes Ihrer Eltern, Ihrer Großeltern eben nichts mit Ihrer Gesundheit zu tun. Es kommt allein auf Ihren Lebensstil an. Und was heißt das? Lesen wir nach:

„Nicht rauchen, regelmäßige körperliche Aktivität, gesunde Ernährung, mäßiger Alkoholgenuss und normaler BMI.“

Das war alles. Wobei der weitaus wichtigste, der entscheidende Faktor der „normale BMI“, nämlich unter 25, war. Der normale BMI verringert Ihr Risiko bereits um 70 % (Mann) oder 78 % (Frau), verglichen mit Übergewichtigen.

Erinnern Sie sich? Das längste Leben haben Menschen mit dem BMI 20 – 24. Ergebnis einer Studie mit 1,7 Mio. Teilnehmern. Nachgedacht? Diese 1,7 Mio. benehmen sich doch nicht alle perfekt. Da gibt’s doch Raucher, Alkoholiker usw. Und dennoch: Wenn es um Ihre Lebensdauer geht, steht an erster Stelle der korrekte BMI. Noch einmal: 20 – 24. Wie hoch ist Ihrer?

HALLO! AUFGEWACHT aus dem „nur-Lese-Zustand“. Hier stand soeben eine konkrete Frage:

WIE HOCH IST IHR BMI?

Aktuelles