Die Testosteron-Story: Abenteuerlich!

Artikel .1178 vom 13.06.2022


Hatte ich Ihnen bereits vor 12 Jahren erzählt. Die Geschichte vom wichtigsten Hormon im menschlichen Körper. Beim Männlein wie beim Weiblein. Weil die Irrungen und Wirrungen um dieses Hormon so… aufschlussreich sind, erzähl ich´s Ihnen erneut.

Diesmal freilich mit einem sehr praktischen Anhang. Darf ich?
Mehr Testosteron ist der effektivste Weg, Ihr Leben zu verändern. Männlein wie Weiblein. Ein höheres Testosteron gibt Ihnen mehr inneren Antrieb. Die Motivation von innen. Testosteron ist die biologische Grundlage von "ICH WILL".

Deshalb sollte jeder von Ihnen versuchen, seinen Testosteronspiegel auf natürlichem Wege anzuheben. Meine Ratschläge kennen Sie: Viel mehr Eiweiß, mehr Zink, mehr Sport, Meditation. Hilft. Hilft mäßig, aber lässt Testosteron steigen. Ein bisschen.

Besser, schneller und wirksamer natürlich: Spritzen, Pflaster, Gels. Gerade Frauen erleben hier eine völlig neue Lebenswirklichkeit. Worte fehlen mir, um das in seiner Intensität zu beschreiben.

Männer haben hier Pech. Kaum ein Internist, kaum ein Urologe wird Testosteron einfach so geben. Selbst wenn man – ganz wichtig – darauf achtet, dass auch nach Gabe der Testosteronspiegel im Normalbereich liegt. Nur eben im oberen Normalbereich. Aber selbst dann nicht.

Weil jeder Arzt in Deutschland weiß, dass das Prostatakarzinom hormonabhängig ist und fürchtet, dass die Gabe von Testosteron das Raubtier Prostatakrebs füttert.

Falsch. Ein Märchen. Wie ja - in meinen Augen - die ganze Schulmedizin eine Märchenwelt ist. Den sensationellen Paradigmenwechsel verdanken wir dem Harvard-Professor H. Morgentaler. Ein Urologe, dem auffiel, dass jedenfalls seine Patienten immer MEHR Prostatakrebs bekamen, je TIEFER ihr Testosteronspiegel war (Achtung! Betrifft fast sicher Sie, lieber Leser). Und der der Sache auf den Grund ging:

Woher weiß der deutsche Arzt, dass die Gabe von Testosteron (als Spritze, als Gel) das Prostatakrebsrisiko erhöht? Das weiß er von Prof. Huggins, Nobelpreisträger. Und der hat das 1941 behauptet. Seither wird diese Behauptung abgeschrieben.

Prof. Morgentaler hat sich die Originalarbeit von Prof. Huggins vorgenommen und fand, dass diese Behauptung von doch ungeheurer Tragweite auf einem einzigen Patienten beruhte. Einem einzigen. Ungeheuerlich. Weiß das Ihr Urologe?

Und dass in allen Folgestudien seit 1941 es nie mehr gelang, nachzuweisen, dass die Gabe von Testosteron ein Krebsrisiko förderte. Auch nicht bei Patienten, die bereits Prostatakrebs gehabt hatten. Und auch nicht bei Patienten, die Prostatakrebs sogar mit Knochenmetastasen hatten: Die Gabe von Testosteron förderte auch den bestehenden Krebs nicht. Das war der Stand schon 2004.

Leider gibt es ein Fakt, was den Zusammenhang zwischen Testosteron und Krebs beweist: Wenn Sie einen Patienten mit Prostatakrebs völlig von Testosteron befreien (kastrieren), helfen Sie ihm. Der Krebs schläft ein, der Krebs geht zurück. Eindeutig. Was ist da los?

Des Rätsels Lösung wurde publiziert 2006 von L. Marks. Der hat wieder mal nicht geglaubt, sondern der hat gemessen. Mir sehr sympathisch. Der hat gemessen, dass nach Gabe von Testosteron der Testosteronspiegel IM BLUT selbstverständlich ansteigt.
Aber eben NICHT IN DER PROSTATA. Das war's.

Auch bei tiefem Testosteron ist die Prostata immer abgesättigt. Eine weitere Gabe des Hormones spürt die Prostatazelle nicht. Und damit auch die Tumorzelle nicht.

Diese umwerfende Erkenntnis ist zusammenfassend publiziert von Prof. A. Morgentaler 2009 in einem handlichen Büchlein "Testosterone for life". War auch für mich neu. Änderte mein Denken und Handeln.

Dennoch bin auch ich mit der Verschreibung von Testosteron (Gel, Spritze) sehr, sehr zurückhaltend. Weil wir aus dem Leistungssport wissen, dass Sie mit der Zufuhr des Hormones Ihren Körper „verwöhnen“. Ihn träge machen. Er schläft ein. Er braucht das Hormon ja jetzt nicht mehr selbst herstellen. Und verlernt das.

Heißt praktisch: Sobald Sie die äußerliche Zufuhr beenden, fallen Sie in ein Loch. In ein tiefes Loch. Der Körper braucht lange, Wochen, Monate, bevor er wieder mit der Eigenproduktion beginnt.

Schade. Ich weiß.

Aktuelles