Ich fürchte mich

Artikel .1049 vom 06.01.2020


Es sind die persönlichen Gespräche mit dem Patienten, die mein Bild von der Medizin prägen. Nicht Studien oder Lehrbücher. In der Medizin zählt der Einzelfall. Deswegen gibt es im Sprechzimmer des Arztes eben auch keinerlei Statistik.

Ein ganz typisches, sicher millionenfach in Deutschland fast gleichartig geführtes Gespräch ist abgedruckt in der BAMS am 4.9.2011. Von U. Müller, 50, Masseur. Der mich elektrisiert mit seinem Satz

„Ich fürchte mich vor einem zweiten Schlaganfall”

Schlimme Aussage. Lähmt. Beschäftigt den Menschen. Macht ihn depressiv. Er hat Angst. Und weiß, dass er zu Recht Angst hat. Weshalb? Hören wir U. Müller zu:

„Schon als Kind war ich moppelig… bis 2005 ging es mir gut; da wog ich 116 Kilo bei einer Größe von 1,78 Metern. Wegen Knie- und Schulterproblemen wollte ich damals erstmalig Sport machen, ließ mich beim Arzt durchchecken. So kam heraus: Meine Werte von Blutdruck, Zucker und Cholesterin waren viel zu hoch!“

Behandlung: „Ich bekam Blutdruck- und Cholesterinsenker und Antidiabetika, hatte aber keine Beschwerden.“

Das war Schulmedizin. Resignationsmedizin. Mit dem vorhersehbaren Ergebnis:

„Bis zum vergangenen März. Plötzlich konnte ich nicht mehr sprechen, die linke Seite war gelähmt. Ich hatte Todesangst. Diagnose: Schlaganfall.“

Schulmedizin heißt Pharmamedizin. Heißt Tabletten. Herr Müller bekam Blutdruck-Cholesterin- und Blutzuckertabletten.

Wissenschaft weiß. Medizin weiß. Wir wissen, dass Blutdrucksenker zwar den Blutdruck messbar senken, das Risiko aber nur um ca. 3 Prozent. Also gar nicht. Auf den Schlaganfall können Sie warten.
Wissenschaft weiß. Selbst die Herstellerfirmen wie Pfizer geben freimütig Auskunft: Cholesterinsenker senken Ihren Cholesterinspiegel im Blut zuverlässig. Aber das Risiko nur um 1,7 Prozent (je nach Studie 1 – 3 Prozent), das Risiko nämlich für Schlaganfall oder Herzinfarkt. Sie können also darauf warten.
Über blutzuckersenkende Mittel habe ich keine entsprechende Studie. Möglicherweise noch nicht gemacht. Aus leicht einsichtigen Gründen. Jedenfalls beseitigen Tabletten nicht den Diabetes.

Herr Müller übrigens ist inzwischen aufgewacht. Er schreibt weiter:

„langsam geht es mir besser. 15 Kilo habe ich abgenommen.“

Das war`s. Die entscheidende Einsicht nämlich ist:
Bei einem BMI von 20 bis 24, bei einem Körperfett von 15 Prozent hätte Herr Müller weder erhöhten Blutdruck noch erhöhtes Cholesterin noch erhöhten Blutzucker. Er wäre gesund.

Medizin, wissenschaftliche Medizin weiß. Schulmedizin, wie soeben beschrieben, ist ein Irrtum. Um es höflich auszudrücken. Solche Briefe sind doch eigentlich außerordentlich peinlich, finden sie nicht? Wieso muss Herr Müller sich das rechte Wissen privat erarbeiten? Wofür gibt es eigentlich unser Gesundheitssystem?

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