Bootsfahrt auf der Ostsee statt Pflegeheim

Artikel #891 vom 26.06.2017


Medizin hautnah. Medizin durch die Augen des Patienten gesehen. Also der einzig zulässige, der einzig wahre Blick. In der Realität: Medizin wird von uns Ärzten beherrscht. Wir schauen mit unsren Augen auf den Patienten. Wir haben unsre Vorstellung von Tabletten und richtiger „Behandlung“. Und oktroyieren die den Patienten auf. Mitmenschen!

In völliger Unwissenheit (auch ich gehörte dazu) um die Evolution, um die Biologie, um natürliche Tatsachen: Rehe schlucken keine Betablocker. Giraffen brauchen keine Chemotherapie. Wir Ärzte denken einfach nie nach. Wir gucken durch unsere Augen und selten über den Tellerrand.

Das fällt auf. Zunehmend.

Und wenn man einmal die 80 überschritten hat, dann darf man sehr wohl urteilen. Man hat nämlich die Lebenserfahrung. Es ging in dem handschriftlichen Brief um

  • zunehmende Erblindung bei Makuladegeneration
  • Herzrhythmusstörungen.

Die Leitlinien der Schulmedizin kennen wir inzwischen alle. Von Avastatin gespritzt bis hin zur Ablatio am Herzen. Aber… lassen wir doch einmal eine 80jährige Patientin, vielleicht doch nicht so ganz unerfahren, verehrte Kollegen, aus ihrer Sicht sprechen:

  • „Ich bin überglücklich, dass die Makuladegeneration nicht zugenommen hat. Der Oberarzt hat mir (im Nachhinein!) bestätigt, dass meine Entscheidung gegen die Spritze absolut richtig war. Was will man mehr?
  • Ich kann bei Sonne wieder allein auf die Straße (konnte sie nicht, war abhängig), da ich wieder uneingeschränkt sehen kann (ankommender Verkehr, Ampel und so weiter).
  • Ich bin da nicht mehr geblendet und mein Augenarzt hat festgestellt, dass die Sehkraft sich von 60% auf 80% verbessert hat. Vielen, vielen Dank Ihnen dafür!

Liebe Augenärzte, lieber Ordinarius für Augenkrankheiten an der Uni, bekommen Sie solche Briefe? Von Menschen, die sich gegen Ihre Behandlung gewehrt haben und deren Sehkraft sich von 60 auf 80% zunimmt? Nein. Bekommen Sie nicht. Aber einmal nachdenken? Nöööö.

  • „Inzwischen hatte sich mein Herz wieder Rhythmusstörungen ausgedacht. Da ich weiß, was mich bei der Schulmedizin erwartet, habe ich das selbst in die Hand genommen.
  • Bei Ihnen war der Kaliumwert 4,2, bei der nächsten Messung 4,1. Ich hatte mehrere Tage stark geschwitzt, also vermutlich war der Wert noch deutlich abgesenkt.
  • Aufgetreten waren Störungen nach einem flotten Spaziergang. Nachdem ich das zusammengepuzzelt hatte, habe ich 2x1 Brausetablette Kalium täglich genommen. Und das über mehrere Tage.
  • Nach 10 Tagen war der Kaliumwert bei 4,5. Noch ein paar Tage 2 Tabletten pro Tag und das Herz schlug wieder ruhig und normal. Außerdem natürlich immer Magnesium bis an die Grenze zum Durchfall.

Hochverehrte Kardiologen, Ihr Herzspezialisten: Die Ihr außer Tabletten (laut Waschzettel pures Gift) oder operativen Eingriffen am Herzen nichts könnt (dieses Wort ist Absicht), wäre es nicht an der Zeit, wieder einmal ein Lehrbuch für Biochemie aufzuschlagen? Diese 80jährige Dame jedenfalls ist praktisch klüger als ihr Kardiologe. Nachweislich. Und jetzt kommt der Clou:

  • Somit bin ich der Frage der Stationsärztin beim Aufnahmegespräch (im vorigen Sommer) entgangen: „Wer ist Ihr Pfleger? – Sie müssen doch einen Pfleger haben!!!“

Schulmedizin. Starrer, enger Blickwinkel. Feste Formeln. Da ist jemand alt, fast blind, das Herz spinnt, heißt übersetzt: Pflegefall. Pflegeheim. Aufgeben.

Das Gelöbnis dieser Stationsärztin war ja tatsächlich: „… die Gesundheit zu erhalten und wieder herzustellen…“. Was hat das mit Pflegeheim zu tun? An dieser Stelle noch einmal meine Frage an Sie: Regt Sie gar nichts mehr auf?

  • „Jetzt können mein Mann und ich beruhigt für drei Monate mit unsrem Boot an der Ostsee herumschippern. Ich grüße Sie herzlich…“

Frohmedizin gegen Schulmedizin. Wie oft noch? Wie viel Leid noch? Aber es gibt nun mal zwei Bereiche, in den die Vernunft schlagartig abgeschaltet wird:

  • In der Politik. Macron ist ein Pro-Europäer. Selten so gelacht.
  • In der Medizin. Makuladegeneration führt nun einmal zur Blindheit. Selten so gelacht, könnte die Patientin meinen.

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