Fleisch aus den USA

Gelesen? Verstanden? Was Globalisierung praktisch heißt? Dass eine Vereinheitlichung grundsätzlich immer nach unten, niemals nach oben stattfindet? Dass der gemeinsame Standard (der gemeinsame!) grundsätzlich tiefer liegt? Auf gut Deutsch: Kompromisse werden immer nach unten geschlossen. Auch wenn‘s um Gesundheit oder gar das Leben der Bevölkerung geht.

Um uns!

Bisher durfte die USA ihr Fleisch in Deutschland nicht einführen. Aus gutem Grund: Amerikanische Firmen dürfen per Gesetz vier Mast-Hormone einsetzen. Dürfen nicht nur, sondern tun das. Zwangsläufig. Und vor diesem Hormon-Fleisch haben wir Deutsch Angst.

Und jetzt gibt’s das Freihandelsabkommen. Was passiert da? Ganz einfach:

"Sowohl global agierende Pharmafirmen als auch amerikanische Fleischexportfirmen bemühen sich darum, Handelshemmnisse der EU für hormonbehandeltes Fleisch aufzuheben.

Aufzuheben.

Die Verhandlungen sind leider nicht öffentlich, wir wissen also nicht, was die EU-Kommission den USA verspricht.

Der BUND ganz richtig: "Wir befürchten, dass im Zuge des Freihandelsabkommens die hohen Standards, die wir in der EU bei Lebensmittel haben, stillschweigend aufgelöst werden sollen."

Was heißt hier sollen. Haken Sie’s ab. Die werden. Wissen Sie weshalb?

Zitat: "Als Gegenleistung erwartet die EU-Chemieindustrie weniger Reglements für Medikamente beim Zugang zum amerikanischen Markt – das Freihandelsabkommen geht also auf Kosten der Verbraucher beiderseits des Atlantiks."

Zum Verständnis: Die USA hat schärfere Beschränkungen, was Pharmamedikamente angeht. Die ist da kritischer als wir in Deutschland. Und jetzt soll also auch in den USA "etwas großzügiger" mit Medikamenten umgegangen werden. So wie in Deutschland. Im Austausch.

Eigentlich seltsam: Weshalb werden Kompromisse immer nach unten, regelmäßig zum Schlechteren gemacht? Weshalb übernehmen nicht beide Länder – USA und Deutschland – vom anderen Land den hohen Standard? Es geht doch wohl auch um die Gesundheit der Kinder dieser Funktionäre, oder?

Geld regiert die Welt.

Quelle: Spiegel 2/2014, S. 59