Die größte Langzeitstudie zum Nutzen von Lebensstiländerungen beim Diabetiker wurde soeben nach 10 Jahren abgebrochen. Enttäuschung auf der ganzen Linie. Nützt ja alles nichts. Trotz eifriger Bemühungen genauso viele Herzinfarkte wie bei der Kontrollgruppe. Heißt: Es war alles umsonst. Entspricht der Stimmungslage, entspricht der alltäglichen Erfahrung von uns praktischen Ärzten, auch von Diabetes-Fachärzten im Umgang mit den Zuckerkranken. Die Krankheit scheint unausweichlich voranzuschreiten. Selten einmal bekommt man Komplikationen "in den Griff".
Woran das wohl liegen mag? Vielleicht gibt uns diese sorgfältig gemachte große Studie Aufschluss? Übrigens veröffentlicht im renommierten New England Journal of Medicine (25.06.2013). Da wurden verglichen zwei Gruppen von Diabetikern. Den einen wurde gut zugeredet, wie üblich, die anderen bekamen nur noch 1200 bis 1800 Kalorien am Tag und mussten sich 25 Minuten pro Tag bewegen. Das war alles.
Der Misserfolg nach 10 Jahren war schon am Körpergewicht abzulesen: Ausgehend von im Schnitt 100 Kilogramm (BMI 36!!!) verlor die "aktive" Gruppe 6 Kilogramm, die Kontrollgruppe immerhin auch 3,5 Kilogramm.
In meiner Sprache: Nix. Gar nichts. Völlig sinnlos. Pro Jahr 500 g Gewichtsabnahme? Ich bitte Sie. Da hat jemand (sowohl der Arzt wie der Patient) doch wohl schon von vorneherein aufgegeben. Woher das kommt?
Des Rätsels Lösung findet man natürlich, wenn man genau nachliest. Es war die Ernährung. Auch bei reduzierten Kalorien bestand die tägliche Kost dieser schwer übergewichtigen Diabetiker aus
55 Prozent Kohlenhydraten.
Das war’s auch schon. Mehr muss man eigentlich nicht sagen. Sie finden hier in gedruckter Form das eine entscheidende Missverständnis, die eine entscheidende Unkenntnis im Umgang mit der Diabeteskrankheit.
(Ganz davon abgesehen, dass der menschliche Körper sich an weniger Kalorien, also
an 1200 bis 1800 Kalorien täglich adaptiert. Gewöhnt. Und dann eben nichts mehr abnimmt. Physiologische Tatsachen, die den klugen Professoren offenbar nicht bekannt sind.)
55 Prozent Kohlenhydrate heißt: Jegliche Fettverbrennung wird jeden Tag durch jede Mahlzeit gestoppt. Abgenommen werden kann höchstens Wasser. Und selbstverständlich wird mit jedem Gramm Kohlenhydraten, mit jedem Gramm Zucker die Zuckerkrankheit weiter unterhalten. Deswegen heißt sie nämlich Zuckerkrankheit.
Ich weiß, dass auch Sie langsam den Kopf schütteln. Versteht wirklich kaum ein Arzt, dass die Basis der Zuckerkrankheit der Zucker ist? Drum heißt sie doch so! Nein... Ärzte geben weiter 55 Prozent Zucker in Form von Kohlenhydraten. Und wundern sich dann, und schreiben solche enttäuschenden ausführlichen Arbeiten.
Die Arbeit wird sicher in den deutschen Gazetten besprochen. Und dann? Was lernt jeder Diabetiker, jeder Übergewichtige daraus? Er lernt: "Warum soll ich etwas ändern? Das bringt doch alles sowieso nichts!" Und die Menschen leiden weiter.
Und an jeder Ecke öffnet jeden Morgen eine Bäckerei ihre Pforten.