Gast News Nr. 63
Fortsetzung von Teil III (siehe News 12.10.2018)
Vortrag Nummer vier, diesmal von Herrn Dr. Dirk Lemke zum Thema "Wieviel Salz?".
Die DGE sagt zu viel Salz bedeutete erhöhten Blutdruck und beruft sich auf die INTERSALT Study von 1988. Wer die Studie liest, erkennt einen schwachen Zusammenhang von Blutdruck und Elektrolyten, der sehr kontextabhängig ist.
Schon im Abstrakt der Studie ist dagegen vermerkt dass Body mass index und hoher Alkoholkonsum dagegen einen starken, signifikanten und unabhängigen Einfluss auf den Blutdruck der Probanden habe.
In der Scottish Health Study von 1988 dagegen wurde keine Relation zwischen Blutdruck und Elektrolytkonzentration im Urin festgestellt. Sie finden beide Studien durch simples googlen.
Unsere Webseite ist nun vollgepackt von genau solchen Fällen. Stoff ABC soll Wirkung XYZ vorweisen. Es wird in Studie I die Wirkung XYZ nachgewiesen, in gewissen Kontext. In Studien II bis IV dagegen nicht. Im Forum wird dann heiß diskutiert. Sie könnten auf strunz.com relativ einfach hunderte Fälle dieser Art rauspicken. Was ist denn los? Ist Salz nun gesund oder nicht?
Die Antwort auch hier ist: "U-shaped relationship". Die Kurve die den Wirkungszusammenhang zwischen Blutdruck und Menge an Salz beschreibt ist ein flaches U.
NUR: Zu wenig Salz gibt es. Der Herzschlag erhöht sich bei zu wenig Salz, der Körper schaltet in ein Notfallprogramm um.
Zu viel Salz gibt es praktisch nicht. Die Kurve steigt nach rechts enorm langsam an.
U-shaped relationships finden Sie überall in der Natur. Weil die Dosis ein Naturgesetz ist. Gilt auch in den Geisteswissenschaften. Sie untersuchen z.B. den Zusammenhang von Stress und Bestätigungsfehler: U-shaped relationship. Der Zusammenhang zwischen Leadership-Qualität und Unternehmenserfolg: U-shaped relationship.
Es stellt sich dann eben nur die Frage, "und was soll ich jetzt machen, jetzt wo ist das weiß?".
Nichts. Sie machen nichts. Lassen Sie diese Frage einfach weg (siehe Intelligenz, News 12.10.2018), und salzen nach Gefühl und Lust.
© 2025 Dr. Ulrich Strunz